ESS-Mitschüler auf vier Pfoten
Bruno ist Schulhund an der Elisabeth-Selbert-Schule
Die Jungen und Mädchen der Elisabeth-Selbert-Schule haben einen neuen Mitschüler. Keinen gewöhnlichen, sondern einen auf vier Pfoten. Der kleine Mann heißt Bruno, besucht die Zierenberger Gesamtschule gerade mal seit ein paar Wochen und hält seine neuen Freunde ganz schön auf Trab. Schwanzwedelnd schnüffelt sich der Welpe durch die Tischreihen und holt sich die ein oder andere Streicheleinheit ab, während er neugierig seinen Kopf wirklich überall hinein steckt. „Deshalb darf auch keiner mehr seine Schultasche auf dem Boden stehen lassen, sonst ist das Pausenbrot schnell mal weg, das haben die Schüler schon gelernt“, sagt Lehrerin Damaris Reichmann, die den gut drei Monate alten Weimaraner zum ersten Schulhund an einer weiterführende Schule im Wolfhager Land und darüber hinaus ausbildet.
Trotz seines jungen Alters gehorcht Bruno schon gut, verschwindet bereitwillig in seinem Körbchen in der Ecke des Klassenzimmers, wenn Reichmann es ihm sagt. „Klare Regeln sind wichtig, nicht nur für Bruno, sondern auch für die Schüler“, so die Pädagogin, die ihre Schüler intensiv auf ihren tierischen Mitschüler vorbereitet hat. Die Übernahme von Verantwortung sei dabei besonders wichtig, weshalb alle ein Papier mit Regeln unterschreiben mussten, wie sie sich Bruno gegenüber zu verhalten haben. Eine der wohl wichtigsten: Bruno entscheidet, ob er gestreichelt werden möchte. „Das ist natürlich schwer, will man ihn doch am liebsten ständig knuddeln, wenn er einen mit seinen strahlend-blauen Augen anschaut“, sagt Reichmann. Außer der Reihe füttern sei ebenso tabu wie lautes Schreien, hektische Bewegungen und Ballspiele in Gegenwart des Tieres.
Reichmann, die Besitzerin des Hundes ist und auch die Kosten für die Ausbildung von Bruno selbst trägt, hat sich intensiv auf das Projekt Schulhund vorbereitet und will nichts dem Zufall überlassen. Dem Thema Hygiene schenkt sie besondere Beachtung und bezieht auch dabei ausgesuchte und entsprechend eingewiesene Schüler mit ein, die die Verantwortung für die sogenannte „Bruno-Kiste“ übernehmen. Von Zewatüchern über Einmalhandschuhen bis hin zu Kotbeuteln sei darin alles zu finden, was man so brauche, sagt Reichmann, die sich um Brunos Häufchen allerdings selbst kümmert, „das müssen die Schüler nicht tun“.
Was im Wolfhager Land eine absolute Neuheit ist, ist bundesweit längst ein richtungweisendes, pädagogisches Konzept. „Schulhunde gibt es schon relativ lange an deutschen Schulen, wissenschaftlich begleitet seit rund 30 Jahren“, erklärt Reichmann. Anfangs überwiegend an Grund- und Förderschulen, seien die Vierbeiner nun aber auch an allgemeinbildenden Schulen auf dem Vormarsch, denn „man sagt, dass sie einen super positiven Einfluss auf die Schüler haben“. Positive Auswirkungen hat auch sie bereits festgestellt: „Bruno ist ein Lärmpegelsenker, das kann man ganz deutlich beobachten, die Kinder nehmen offensichtlich mehr Rücksicht auf einen Hund, als auf die Lehrerin“, sagt Reichmann lachend und freut sich über die ersten Erfolge mit ihrem neuen Schüler auf vier Pfoten.