Büffeln im umgebauten Bad, Teil II
C
Kisten schleppen im Ausweichdomizil
C
Von Sascha Hoffmann, HNA
Zierenberg – Man muss schon ganz genau hinsehen, um in der neuen Schule auf Zeit überhaupt Spuren der einstigen Schwimmbadära zu erspähen. Ohne Juri Jurimaa würde man nicht vordringen zum heutigen Abstellraum, der in den Tiefen des Gebäudes hinter verschlossenen Türen verborgen liegt. „Hier ist noch eine Bahn zu erkennen“, sagt der Hausmeister der Elisabeth-Selbert-Schule (ESS) und deutet auf die blau-weißen Fliesen am Boden, die unter provisorisch abgestellten Möbel und einem alten Saunaofen verraten: Hier befand sich einst das große Becken des städtischen Hallenbades. Man solle vorsichtig sein und den Kopf einziehen, warnt er vor der direkt über einem liegende schweren Betondecke, die vor vielen Jahren von einem Zierenberger Unternehmen eingezogen wurde und aus dem Schwimmbecken eine Lagerhalle werden ließ. 2016 mietete dann schließlich der Landkreis Kassel das Gebäude und baute es zur Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge um.
„Rund 300.000 Euro hat der Landkreis nun erneut in den Umbau für uns investiert“, sagt ESS-Schulleiter Lars Grenzemann, der sichtlich glücklich ist mit seiner neuen Außenstelle, die nur wenige Laufmeter entfernt von der Gesamtschule einen Großteil seiner Schüler beherbergen soll, während deren Klassenräume saniert werden.
Die können es offensichtlich gar nicht abwarten, endlich umzuziehen und sind seit Tagen fleißig dabei, Kisten und Stühle zwischen altem und neuem Domizil hin- und her zu schleppen. „Das ist schon gut geworden hier“, sagt Miles Griego-Helferich, der sich im neuen Klassenraum der H9 im Untergeschoss seinen Platz schon gesichert hat – Panoramablick auf den angrenzenden Fußballplatz inklusive. Lehrerin Michaela Kunter würde ihren Platz am liebsten direkt am Fenster einrichten und es sich statt auf einem Stuhl auf der massiven Steinbank entlang der Fensterfront gemütlich machen. „Die ist so schön warm, das erinnert schon sehr an einen Schwimmbadbesuch“, sagt sie und weiß doch genau, dass es hier schon bald eher Schulaufgaben und Klassenarbeiten statt um Schwimmbadfreuden gehen wird.
Wohlfühlen dürfen sich die Schüler hier aber dennoch, und dafür ist im zur Schule gewordenen Schwimmbad gesorgt. Zwei Klassen finden sich zwischen Lehrerzimmer, Sozial- und Fachräumen im Erdgeschoss, fünf weitere im Untergeschoss – allesamt überaus großzügig bemessen, was Schulleiter Grenzemann auch mit Blick auf die aktuelle Corona-Situation freut. „Die Räume sind groß und hoch, bieten alle Möglichkeiten für eine optimale Luftzirkulation, besser geht es nicht.“ Dass sie sich künftig in einem ehemaligen Schwimmbad auf ihren Schulabschluss vorbereiten, dürfte für die Schüler dabei schnell zu Nebensache werden, denn das Wenige, was nach rund sechs Monaten Umbauarbeiten noch daran erinnern könnte, liegt gut verborgen unter ihnen in den Tiefen ihrer neuen Schule auf Zeit.