Gegen Cyber-Gefahren gewappnet
Elisabeth-Selbert-Schule nimmt an Projekt Digitale Helden teil
Zierenberg. Man stelle sich folgende Situation vor: Ein Mädchen aus der sechsten Klasse veröffentlicht etwas über sich im Internet. Sie will damit anderen gefallen, doch plötzlich gerät alles außer Kontrolle. Böse Kommentare und letztlich auch Hänseleien auf dem Schulhof arten in übelstes Mobbing aus, und das alles wegen eines unüberlegten Posts im Internet, in dem an allen Ecken Gefahren lauern. Die Schüler der Zierenberger Elisabeth-Selbert-Schule kennen diese Gefahren, denn seit rund zwei Jahren schon befassen sie sich genau damit im Rahmen des Projekts Digitale Helden.
Müde, immer mehr über die Gefahren des World Wibe Web zu erfahren, werden sie nicht, weshalb sie jetzt am schulübergreifenden Barcamp an der Wolfhager Wilhelm-Filchner-Schule teilgenommen haben, zu dem auch Digitale Helden der Christian Rauch Schule aus Bad Arolsen, der Freiherr-vom-Stein Schule aus Immenhausen und der Christoph Lichtenberg Schule aus Kassel in die Wolfhager Gesamtschule gekommen sind.
Dass es immer wichtiger wird, sich mit der Thematik zu befassen, weiß niemand besser als Florian Borns, Geschäftsführer der Digitalen Helden, der das Programm mittlerweile erfolgreich an über 200 Schulen gebracht hat. „Wir haben früher einzelne Schülerworkshops zum Thema angeboten und dabei schnell gemerkt, dass ein einzelnes Seminar nicht ausreicht“, sagt der Soziologe und Historiker, der auch als Social-Media-Redakteur arbeitet. „Ein ganzes Programm musste her, und weil wir uns nicht klonen können, brauchten wir die Lehrer und Schüler vor Ort.“ Schnell war das Mentorenprogramm geboren, mit dem Schüler der achten und neunten Klasse zu Digitalen Helden ausgebildet werden. Schulen gehen so präventiv und langfristig gegen Cybermobbing vor, unter anderem beschäftigen sie sich auch damit, wie man mit den eigenen Daten und den Daten anderer richtig umgeht. „Das Mentorenprogramm beginnt mit einer Fortbildung, in dem Lehrer zu Heldenbegleitern ausgebildet werden“, erklärt Borns. „Danach lernen sie ein Schuljahr lang mit ihren Schülern in einem Online-Kurs, entweder im Rahmen einer Schul-AG oder eines Wahlpflichtkurses, wie sie sich sicher und bewusst im Internet bewegen können.“ Ziel: Die Digitalen Helden geben ihr Wissen bei Klassenbesuchen und Elternabenden weiter, wodurch sich die ganze Schule gegen Cybermobbing wappnet.
Auch die ESS-Schüler Johnny Zimmer, Davin Oguzersoy und Antonia Sprafke haben sich zu Digitalen Helden ausbilden lassen, haben dabei nicht nur für ihre Mitschüler, sondern auch für sich selbst viel gelernt haben. „Ich klicke mittlerweile beim Herunterladen von Apps die allgemeinen Geschäftsbedingungen nicht mehr achtlos weg, sondern lese sie mir gut durch“, sagt Johnny, dank der Digitalel Helden wisse er schließlich genau, was er beim Surfen im World Wide Web an Daten besser nicht preisgeben sollte. Manchmal sei es auch gut, den Internetkonsum ein wenig einzuschränken, sagt Mitschülerin Antonia, denn „die vielen Chats können auf Zeit ganz schön stressen.“ Ihr Tipp: „Einfach mal das Smartphone ausschalten.“