75
Schüler schnuppern Arbeitsluft
Berufsalltag statt Vokabeln pauken
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Lehrerin Christa Röper (links) stattete auch Lukas
Kuhlmann und Michelle Jahn einen Besuch in den
Werkstätten des Staatstheaters ab. Der Oldtimer ist
nicht fahrtüchtig, er ist größtenteils aus Holz und
Pappe. |
Könnte sich gut
vorstellen als Holzblasinstrumentenbauer zu arbeiten:
Marcel Reisner. |
Die Osterferien
sind vorbei und auch an der Elisabeth-Selbert-Schule kehrt langsam
aber sicher wieder der Schulalltag ein. Für 75 Schüler der Klassen
H8, H9, R9a und R9b vielleicht noch etwas ungewohnter als für ihre
Mitschüler der anderen Klassen, denn vor den Ferien hatten sie für
zwei Wochen Ihre Schulbücher beiseite gelegt und statt die Schulbank
zu drücken erste Berufserfahrungen gesammelt. Ein Großteil war bei
Betrieben in und um Zierenberg untergekommen, doch einige verschlug
es auch nach Kassel. Michelle Jahn und Lukas Kuhlmann beispielsweise
hatten besonderes Glück, sie durften 14 Tage lang Theaterluft
schnuppern. In den Werkstätten des Staatstheaters wurde gehämmert,
gesägt und gemalt. Sie waren dabei, als die Bühne für eine neue
Produktion entstand und konnten erleben, wie aus ungewöhnlichen
Materialien beispielsweise die Nachbildung eines Oldtimers entstand.
Im künstlerischen Bereich war auch Marcel Reisner unterwegs. Selbst
Musiker, war es für ihn ein besonderes Erlebnis, im
Traditionsunternehmen Gustav Mollenhauer & Söhne zu tüfteln.
Instrumente der Kasseler Firma werden auf der ganzen Welt gespielt,
ein Zeichen für gute Qualität. Die sichern die
Holzblasinstrumentenbauer, die ihr Kunsthandwerk während einer
dreieinhalbjährigen Ausbildung von der Pike auf lernen. „Es ist
spannend daran beteiligt zu sein, wenn aus einem simplen Holzklotz
ein fertiges Kontrafagott wird“, berichtet Marcel nicht ohne Stolz.
Ob er später selbst in den Beruf einsteigen will, weiß er noch nicht
hundertprozentig, doch vorstellen kann er es sich. Zunächst aber
geht es zurück auf die Schulbank, wenn auch widerwillig. „Ich hätte
gerne weiter gearbeitet“, gesteht er keck grinsend. Da scheint der
Einblick in den Berufsalltag ja geglückt, und genau darum geht es
bei den Betriebspraktika. „Die Schüler sollen erspüren, was es
heißt, den ganzen Tag an der Arbeitsstelle zu sein und Kontakte zu
knüpfen“, erklärt Christa Röper, die als Lehrerin der Gesamtschule
für die Betreuung der Praktikanten verantwortlich zeichnet. „Im
Betrieb ist alles fremd, da wird im Einzelfall die Betreuung durch
den vertrauten Lehrer wichtig.“
Vertraue Gesichter gibt es ab dieser Woche für die Jugendlichen
wieder reichlich, wenn in der Elisabeth-Selbert-Schule langsam aber
sicher der Alltag wieder einkehrt.
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