Politisches
Lernen über den Wahltag hinaus ist wichtig!
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Eva Döhr aus der G9b nimmt sich die erste
These des Wahl-O-Mat : „Atomkraftwerke – Die Laufzeit der
Atomkraftwerke soll verlängert werden“ vor:
- stimme zu
- stimme nicht zu - neutral - These überspringen - “ |
Die gängige Methode: „Als-ob-Wahlen“
Die gängige Methode, um jugendliche Noch-nicht-Wähler für
demokratische Wahlen zu interessieren, war auch bei dieser
Bundestagswahl wieder die Durchführung von Als-ob-Wahlen, wie z.B.
innerhalb des „Jugendwahlprojekt U18“, bei dem alle Menschen unter
18 Jahren ihre Stimme abgeben konnten. Bei der „Juniorwahl“ waren in
allen 16 Bundesländern 1.042 weiterführende Schulen mit 246.416 in
Wählerverzeichnissen eingetragenen Jugendlichen aufgerufen, ihre
Stimme abzugeben. Naturgemäß galt die gespannte Aufmerksamkeit den
Ergebnissen – vor allem im Vergleich zu den Ergebnissen der
„richtigen“ Bundestagswahlen.
Neue Wege an der ESS: Das Online-Programm „Wahl-O-Mat“
Mit dem Einsatz des im Internet zu nutzenden Programms „Wahl-o-Mat“
der Bundeszentrale für politische Bildung hatte unsere Schule einen
anderen Weg beschritten. „Technisch war das Programm ja ganz einfach
zu bedienen. Auf dem Bildschirm erschienen nacheinander 38
politische Thesen, die wir an Computer-Einzelplätzen bearbeiten
konnten. Zu jeder These kam die Aufforderung: ´stimme zu´, ´stimme
nicht zu´, ´neutral´ oder ´überspringen´. Aber die meisten Thesen
hatten es in sich“, meinte Eva Döhr aus der Klasse G9b. Von der
Verlängerung der Laufzeit der Atomkraftwerke, über Mindestlohn und
Studiengebühren bis zur Abschaffung der Wehrpflicht berührte das
breite Spektrum alle Politikbereiche. „Das ließ sich nicht so
einfach abhaken. Man musste oft länger nachdenken und für manche
Beurteilung reichten unsere Informationen einfach noch nicht“,
betonte die Klassenkameradin Ronja Rose. „Genau das war auch die
Absicht“, bestätigte Herr Del Tedesco, der zur Zeit an der ESS als
Politikwissenschaftler im Unterricht hin und wieder aushilft. „Es
ging uns dabei nicht um eine spielerische Inszenierung des
Wahlvorgangs. Wir wollten den Schülern Anstöße geben, sich vorab
selbst Positionen zu erarbeiten, um sich damit in der
Parteiendemokratie orientieren zu können.“ „Und um sich dann mit den
ihnen wichtigen oder auch strittigen Themen weiter intensiv
auseinander zu setzen“, ergänzt Frau Kunter, Politiklehrerin. „Dazu
haben die Schüler bereits gleich nach der Wahl die ersten
Diskussionsrunden gestartet und zusammengestellt, woran sie in den
nächsten Monaten im Unterricht arbeiten wollen.“ Fasziniert und oft
auch verblüfft hatte der Wahl-O-Mat aber Schüler wie Lehrer mit
einem besonderen Feature: Nach Bearbeitung der 38 Thesen vergleicht
das Programm die persönlichen Stellungnahmen mit den Aussagen der
Politik dazu und zeigt auf dem Bildschirm, welche Parteien den
eigenen Positionen am nächsten kommen. Ob wohl die Ergebnisse geheim
blieben, gab es ganz offensichtlich einige persönliche
Überraschungen. Das Vorgehen, erst eigene politische Positionen zu
erarbeiten, um dann zu fragen, von wem werde ich damit überhaupt
vertreten, sorgte aber auch für Nachdenklichkeit bei den
Jugendlichen, wie Maximilian Noll formuliert: „Es wird ja immer
gesagt, für uns Jugendliche sei es besonders wichtig, dass Politik
Spaß mache. Bei der Arbeit an den Thesen des Wahl-O-Mat ist mir aber
klar geworden, dass man auch sehr ernsthaft und überlegt an die
Sache rangehen sollte. Es geht ja oft um Entscheidungen, die für
unseren Staat von größter Bedeutung sind. Da muss ich als Wähler
auch Verantwortung übernehmen und ich bin mir nicht sicher, ob ich
das heute mit 14 schon könnte.“
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