Wenn Schüler die Experten sind

Projekttag an der Elisabeth-Selbert-Schule dient der Erarbeitung eines Schülerradroutennetzes

Welcher Weg ist besonders geeignet, um mit dem Fahrrad von Zuhause bis zur Schule zu kommen? Antworten darauf soll ein im Internet abrufbares Schülerradroutennetz geben, das sowohl die Stadt als auch der Landkreis Kassel derzeit für alle weiterführenden Schulen entwickeln lassen. Wie in einem Navigationssystem können Schüler und Eltern nach den Sommerferien ihren Wohnort und die jeweilige Schule im Computer oder Smartphone eingeben. Auf einer Karte wird dann der sicherste Weg für Radfahrer angezeigt.

Expertinnen: Debora Siebert und Celina Schneider aus Ahnatal-Weimar beteiligten sich am Projekttag zum Schülerradroutennetz.

Doch noch ist es nicht soweit. An der Elisabeth-Selbert-Schule in Zierenberg waren nun die Schüler der G10 gefragt. Im Rahmen eines Projekttages sollten sie Verbesserungsvorschläge für den vom Verkehrsplanungsbüro LK Argus erstellten Vorentwurf machen. Karten wurden aufgehängt. Mögliche Gefahrenpunkte markiert. Alternative Routen vorgeschlagen. Vor allem sollten die Schüler aus ihren eigenen Erfahrungen berichten. Um mögliche Gefahren zu dokumentieren, schwärmten die Jugendlichen anschließend, ausgerüstet mit Karte, Metermaß und Kameras, in alle Himmelsrichtungen aus.
„Die Jugendlichen sind für uns in dieser Planungsphase wichtige Experten, denn sie kennen die örtlichen Verhältnisse sehr gut“, betont Michael Volpert vom Verkehrsplanungsbüro LK Argus. Denn letztlich gehe es nicht darum die kürzesten, sondern die sichersten Wege für Radfahrer zu finden. Insgesamt werden 13 Projekttage durchgeführt. Fünf davon im Landkreis.
Mit der Einrichtung des Schülerradroutennetzes übernimmt die Region Kassel eine Vorreiterrolle in Nordhessen. Denn bisher gibt es das Informationssystem in Hessen nur im Rhein-Main-Gebiet. „Unser Ziel ist es, die Nutzung des Fahrrades als Mobilitätsoption zu fördern und dabei die spezifischen Anforderungen bei der Verkehrssicherheit für Kinder und Jugendliche berücksichtigen“, erklärt Stefan Arend, der Radverkehrsbeauftragte des Landkreises Kassel. „Denn mit dem Rad zur Schule zu fahren ist eine klimaschonende Alternative zum elterlichen Hol- und Bringverkehr mit dem Automobil.“
Die Erarbeitung des Schülerradroutennetzes erfolgt in fünf Arbeitsschritten. Zunächst wurden Fragebögen zu den regionalen Besonderheiten im Radverkehrsnetz an die Schulen und Kommunen verschickt und ein Vorentwurf erstellt. Dieser wird nun, im Rahmen von Projekttagen an interessierten Schulen sowie in Schülerradroutenbeiräten auf kommunaler Ebene, unter Beteiligung von Rathäusern und Polizei, weiterbearbeitet und schließlich an das Planungsbüro zurückgesandt. Nach den Sommerferien soll das digitale Schülerradroutennetz für die Region Kassel online unter www.schuelerradrouten.de abrufbar sein.

Hintergrund:
Die Erstellung des Schülerradroutennetzes wird vollständig vom Land Hessen finanziert und von der Gesellschaft für integriertes Verkehrs- und Mobilitätsmanagement Region Frankfurt RheinMain (ivm GmbH) koordiniert. Mit der Umsetzung in der Region Kassel wurde das Verkehrsplanungsbüro LK Argus beauftragt. Projekttage finden im Landkreis Kassel an der Heinrich-Gruppe-Schule in Grebenstein, der Freiherr-vom-Stein-Schule in Immenhausen, der Elisabeth-Selbert-Schule in Zierenberg, der Gesamtschule Fuldatal und an der Marie-Durand-Schule in Bad Karlshafen statt.